Bremsbeläge am Mountainbike wechseln – so geht's richtig
Wenn die Bremse nicht mehr ordentlich zupackt oder anfängt zu schleifen, ist es höchste Zeit für einen Belagwechsel. Gerade bei Scheibenbremsen ist das kein Hexenwerk – wenn du weißt, wie es geht. In diesem Beitrag zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du die Beläge selbst tauschst, welche Werkzeuge du brauchst, wie du sie richtig einbremst und wie du mit ein paar einfachen Maßnahmen die Lebensdauer deiner Bremse verlängerst.
Werkzeug, das du brauchst
Bevor du loslegst, check deine Werkzeugkiste. Mit dem richtigen Zeug geht alles schneller – und du verhinderst, dass du mitten in der Aktion improvisieren musst. Manche Arbeiten wie das Zurückdrücken der Kolben gehen sogar nur mit dem passenden Werkzeug sauber und ohne Schäden.
- Sternprofil-Schlüssel oder Sechskantschlüssel (je nach Schraubentyp deiner Bremszange)
- Spitzzange (für Splinte oder Sicherungsringe)
- Flachkopf-Schraubendreher oder Kunststoffhebel (zum vorsichtigen Zurückdrücken der Kolben)
- Bremsenreiniger & fusselfreie Lappen (für gründliche Reinigung von Belägen und Scheiben)
- Saubere Handschuhe – wichtig, um kein Hautfett auf die Beläge zu bringen
- Neuer Satz Bremsbeläge (passend für dein Bremssystem – achte auf den Typ: organisch oder metallisch)
- Optional: Kupferpaste für Kontaktflächen (bei Metallbelägen, aber nur minimal verwenden)
- Optional: Kolbenrücksteller oder Reifenheber aus Kunststoff
Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Halte dir vor dem Wechsel alles griffbereit zurecht – nichts ist nerviger als mit öligen Fingern nochmal Werkzeug suchen zu müssen. Und denk dran, die neue Belagstärke kann beim Einbau eng wirken – hier ist sauberes Arbeiten gefragt.
Bremsbeläge wechseln – so geht's
- Rad ausbauen: Damit du besser an die Bremse kommst, baue zuerst das entsprechende Laufrad aus. Vorsicht beim Umgang mit der Bremsscheibe – sie sollte sauber bleiben.
- Splint oder Schraube entfernen: Je nach Bremse musst du entweder einen Sicherungssplint rausziehen oder eine kleine Schraube lösen, die die Beläge hält. Diese sitzt meist an der Ober- oder Rückseite des Bremssattels.
- Beläge entnehmen: Zieh die alten Beläge inklusive der Haltefeder vorsichtig heraus. Achte auf ihre Position – bei manchen Systemen ist die Einbaurichtung entscheidend.
- Kolben zurückdrücken: Mit einem Kunststoffhebel oder einem geeigneten Tool drückst du die Kolben langsam und gleichmäßig zurück. Niemals mit Metall hebeln, das kann die Kolben beschädigen oder verkanten!
- Neue Beläge einsetzen: Setze die neuen Beläge zusammen mit der Feder wieder ein. Achte auf die richtige Einbaurichtung – manche Modelle haben Links-/Rechts-Beläge oder asymmetrische Formen.
- Sicherung wieder anbringen: Befestige alles wieder mit Splint oder Schraube. Zieh die Schrauben mit Gefühl, aber sicher an. Öle oder Fette haben hier nichts zu suchen.
- Rad wieder einbauen: Achte beim Einbau darauf, dass die Bremsscheibe sauber zwischen die Beläge rutscht. Danach das Rad ordentlich befestigen.
Nach dem Einbau betätigst du den Bremshebel ein paar Mal kräftig, bis die Kolben die Beläge wieder an die Scheibe drücken. Prüfe danach, ob das Laufrad frei dreht und nichts schleift.
Beläge richtig einbremsen
Das Einbremsen ist entscheidend, um die volle Bremsleistung zu erreichen. Dabei werden die Beläge gleichmäßig auf die Scheibe eingeschliffen und ungewolltes Quietschen reduziert. Wer das vergisst, merkt schnell: Die Bremse wirkt schwach oder ungleichmäßig – und das kann gefährlich werden.
- Such dir eine sichere Strecke – leicht abschüssig, möglichst asphaltiert und ohne Verkehr.
- Beschleunige auf etwa 25–30 km/h und bremse dann kräftig bis kurz vor den Stillstand – aber nicht blockieren!
- Wiederhole das etwa 10–15 Mal pro Bremse. Wichtig: Dazwischen immer wieder abkühlen lassen.
- Vermeide Dauerbremsen – das sorgt für Überhitzung und ungleichmäßige Belagflächen („Glazing“).
Du merkst nach ein paar Durchgängen: Die Bremse packt gleichmäßiger zu, das Quietschen verschwindet und du hast mehr Gefühl im Hebel. Genau das willst du – vor allem auf langen Abfahrten.
Trail-Tipps für langlebige Bremsen
- Fahre vorausschauend – ständiges, abruptes Anbremsen frisst die Beläge unnötig schnell weg.
- Reinige Bremsscheiben regelmäßig – Bremsenreiniger hilft, Dreck und Ölreste zu entfernen.
- Halte immer einen Ersatzsatz Bremsbeläge parat – auf Touren findest du selten passende.
- Wechsle immer beide Beläge gleichzeitig – einseitiger Verschleiß führt zu schlechter Leistung.
- Bei metallischen Belägen: Kontrolliere regelmäßig die Scheiben – auf Riefen, Hitzeverfärbungen oder Flattern.
- Lagere Bremsbeläge trocken, staubfrei und getrennt von Schmiermitteln – sie nehmen schnell Gerüche oder Öle auf.
Ich hab mir irgendwann mal die Mühe gemacht, ein kleines Set mit dem wichtigsten Werkzeug in eine Gürteltasche zu packen – seitdem konnte ich auf jeder Tour schon mindestens einem Kumpel aushelfen. Gerade bei langen Enduro-Strecken oder Alpenüberquerungen Gold wert!
Fazit: Wer gut bremst, fährt sicher
Der Wechsel von Bremsbelägen ist kein Hexenwerk – aber sauberes Arbeiten ist wichtig. Mit dem richtigen Werkzeug und etwas Geduld machst du das locker selbst. Denk ans Einbremsen und check deine Bremse regelmäßig. So bekommst du nicht nur bessere Performance, sondern verlängerst auch die Lebensdauer von Belägen und Scheiben.
Wenn du unterwegs bist, denk dran: Ersatzbeläge, Lappen und Bremsenreiniger gehören in jede Werkstatt- oder Tourentasche. Und wenn’s mal quietscht oder rubbelt – lieber einmal mehr kontrollieren als bei der nächsten Abfahrt Probleme bekommen. Deine Bremse ist eines der wichtigsten Teile am Bike – also kümmere dich gut drum!