Bremsbeläge richtig einbremsen – so holst du das Maximum raus
Du hast neue Bremsklötze an deinem Fahrrad montiert? Dann ist das Einfahren ein entscheidender Schritt, um die volle Bremsleistung zu erreichen und vorzeitigen Verschleiß zu vermeiden. In diesem Artikel erfährst du, wie du Bremsbeläge bei Scheiben- und Felgenbremsen korrekt einbremst – mit praktischen Tipps und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Was bedeutet „Einbremsen“ und warum ist es wichtig?
Das Einbremsen – auch als „Bremsbeläge einarbeiten“ oder „Bremsklötze einfahren“ bezeichnet – ist der Prozess, bei dem sich neue Bremsbeläge und Bremsscheiben oder Felgen aufeinander einschleifen. Durch wiederholte, kontrollierte Bremsvorgänge wird eine gleichmäßige Materialübertragung erreicht. Das sorgt für optimale Bremsleistung und reduziert das Risiko von Quietschgeräuschen, ungleichmäßigem Abrieb und vorzeitigem Verschleiß. Vernachlässigst du diesen Schritt, riskierst du eine schlechtere Bremswirkung und mögliche Schäden an den Komponenten.
Was ist der Unterschied zwischen Scheibenbremse und Felgenbremse?
Scheibenbremse
Die Scheibenbremse ist ein modernes Bremssystem, das an der Radnabe sitzt und die Bremskraft über Bremsklötze auf eine Bremsscheibe überträgt. Sie bietet eine gleichmäßige Bremsleistung, selbst bei Nässe oder Schmutz. Für sportliche Fahrten, E-Bikes und lange Abfahrten ist die Scheibenbremse oft die bessere Wahl. Allerdings ist sie schwerer, etwas teurer und erfordert regelmäßige Wartung, wie das Wechseln der Bremsbeläge oder Entlüften des Systems.
- ℹ️ Hohe Bremskraft auch bei Regen und Schmutz
- ℹ️ Kein Felgenverschleiß
- ℹ️ Aufwendigere Wartung und höheres Gewicht
- ℹ️ Teurer in der Anschaffung
Felgenbremse
Die Felgenbremse drückt die Bremsklötze direkt auf die Felge. Sie ist einfach, leicht und günstig – perfekt für Alltagsräder. Allerdings lässt die Bremswirkung bei Nässe stark nach, und die Felge verschleißt mit der Zeit. Für sportliche Einsätze oder Fahrten bei schlechtem Wetter ist sie weniger geeignet, für den Stadtverkehr oft ausreichend.
- ℹ️ Günstig und leicht
- ℹ️ Einfach zu warten
- ℹ️ Weniger Bremskraft bei Nässe
- ℹ️ Felgenverschleiß durch Reibung
Mein Tipp: Wer viel im Gelände fährt oder oft bei schlechtem Wetter unterwegs ist, sollte auf eine Scheibenbremse setzen. Für Alltagsfahrer:innen kann eine Felgenbremse ausreichen, wenn sie gut gepflegt wird.
Vorbereitung: Was du vor dem Einbremsen beachten solltest
Bremsklötze korrekt montieren
Bevor du mit dem Einbremsen beginnst, musst du sicherstellen, dass die Bremsbeläge richtig montiert und fest sitzen. Wenn sie schief eingebaut oder locker sind, riskierst du Schäden an Bremsscheibe oder Felge – bis hin zum vollständigen Bremsausfall. Kontrolliere deshalb die Schrauben und die Position der Bremsklötze sorgfältig.
Sauberkeit prüfen
Öl, Fett oder Schmutz auf Bremsscheiben oder Felgen mindern die Bremskraft erheblich und können dazu führen, dass die Beläge verglasen oder ungleichmäßig abnutzen. Reinige daher die Bremsflächen gründlich mit einem Bremsenreiniger oder Alkohol, bevor du losfährst.
Ausrichtung der Bremszangen überprüfen
Die Bremszangen müssen parallel zur Scheibe oder Felge ausgerichtet sein. Sitzen sie schief, können die Beläge schleifen, was zu Geräuschen, ungleichmäßigem Verschleiß und schlechter Bremsleistung führt.
Eine sichere Strecke wählen
Einbremsen erfordert mehrere kontrollierte Bremsvorgänge – dafür brauchst du Platz. Suche dir eine ruhige, asphaltierte Strecke ohne Verkehr oder Hindernisse, damit du dich voll auf das Einfahren konzentrieren kannst.
Schritt-für-Schritt: So bremst du deine Beläge richtig ein

1. Leichtes Bremsen: Starte mit 10–15 sanften Bremsungen aus mittlerer Geschwindigkeit, ohne die Räder komplett zu blockieren. Dieser Schritt ist entscheidend, um die Beläge gleichmäßig auf der Scheibe einzufahren und eine gleichmäßige Materialschicht zu bilden. Achte darauf, nicht zu abrupt oder zu stark zu bremsen – das könnte die Beläge überhitzen und zu ungleichmäßigem Abrieb führen. Stattdessen solltest du sanfte, kontrollierte Bremsungen durchführen, bei denen die Bremskraft zwar spürbar, aber nicht maximal ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein leicht abschüssiger Weg ideal ist, um sanfte Bremsvorgänge zu üben – so kannst du die Geschwindigkeit gut kontrollieren und die Bremsbeläge optimal einarbeiten. Wenn du diesen Schritt zu kurz oder zu hart ausführst, riskierst du eine ungleichmäßige Bremsfläche, die später zu Vibrationen, Geräuschen und verringerter Bremskraft führen kann.

2. Kräftigeres Bremsen: Nachdem du die Bremsbeläge mit sanften Bremsungen vorbereitet hast, geht es im nächsten Schritt darum, 10–15 kräftigere Bremsvorgänge durchzuführen. Dabei bremst du das Rad fast bis zum Stillstand ab, vermeidest aber unbedingt ein vollständiges Blockieren der Räder. Dieser Schritt sorgt dafür, dass sich die Reibschicht auf der Scheibe vollständig und gleichmäßig aufbaut. Durch die höhere Bremskraft werden die Bremsklötze optimal an die Kontur der Scheibe angepasst – das ist entscheidend, um die volle Bremsleistung später sicher abrufen zu können.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieser Schritt besonders wichtig ist, wenn du das Rad oft im Gelände oder bei wechselnden Bedingungen fährst. Wer diesen Teil zu kurz oder ungleichmäßig ausführt, riskiert sogenannte Hotspots: Überhitzungen an bestimmten Punkten der Scheibe, die zu Verzug, Rissen oder Geräuschen führen können. Deshalb gilt: Kräftig, aber kontrolliert bremsen – mit genügend Wiederholungen und auf einer Strecke, auf der du dich auf das Einbremsen konzentrieren kannst.

3. Abkühlen lassen: Nach dem Einfahren der Bremsbeläge ist es wichtig, die Bremsen ausreichend abkühlen zu lassen. Während des Einbremsens entsteht Wärme, die sich in den Bremsklötzen, der Scheibe oder der Felge staut. Wenn du direkt danach weiter fährst oder stark bremst, riskierst du Hitzeschäden: Die Beläge können „verglasen“, was die Bremsleistung stark verringert, oder die Scheibe kann sich verziehen und Unwucht entwickeln. Gerade bei langen Abfahrten oder vielen aufeinanderfolgenden Bremsvorgängen ist diese Abkühlphase entscheidend.
Ich empfehle, nach dem Einbremsen mindestens einige Minuten locker weiterzurollen, ohne stark zu bremsen. So kann die Wärme gleichmäßig entweichen, und die Bremsen bleiben in gutem Zustand. Dieser Schritt wird oft unterschätzt – aber wer die Abkühlphase ignoriert, riskiert dauerhafte Schäden an Scheibe, Belägen oder Felge und damit teure Reparaturen.
Praxis-Tipps aus eigener Erfahrung
Ich habe festgestellt, dass das Einbremsen auf einer leicht abschüssigen Strecke besonders effektiv ist. So kannst du die Geschwindigkeit besser kontrollieren und die Bremswirkung gleichmäßig aufbauen. Vermeide abruptes Bremsen – das kann die Beläge überhitzen und die Wirkung mindern.
Häufige Fehler beim Einbremsen – und wie du sie vermeidest
Zu starkes Bremsen: Überhitzung, Hotspots und Schäden
Ein häufiger Fehler ist es, beim Einfahren der Bremsklötze zu stark und abrupt zu bremsen. Wenn du die Bremsen so fest anziehst, dass die Räder blockieren, entsteht punktuell sehr hohe Hitze auf der Bremsscheibe – sogenannte „Hotspots“. Diese Hotspots führen zu Verfärbungen, ungleichmäßigem Abrieb und im schlimmsten Fall zum Verzug der Scheibe, was später zu Vibrationen, Schleifgeräuschen und unruhigem Bremsverhalten führt. Ich habe es selbst schon erlebt: Nach einer steilen Abfahrt mit zu starkem Bremsen war die Scheibe so heiß, dass man sie nicht anfassen konnte – und danach lief das Rad nicht mehr rund. Auch bei Felgenbremsen kann zu starkes Bremsen Probleme verursachen: Die Felge kann sich durch Hitzeausdehnung verziehen, und es können Risse entstehen, die im schlimmsten Fall zum Felgenbruch führen. Deshalb: Bremskräfte während des Einfahrens dosiert aufbauen – nicht abrupt blockieren!
Zu wenige Wiederholungen: Unzureichende Materialschicht und schlechte Bremskraft
Viele unterschätzen, wie wichtig es ist, genügend Bremsvorgänge beim Einbremsen durchzuführen. Mit nur ein paar Bremsungen reicht es nicht, um die Beläge und die Scheibe optimal aufeinander einzuschleifen. Die Folge: Die Beläge tragen sich ungleichmäßig ab, die Bremswirkung bleibt schwach, und es können störende Geräusche auftreten. Ohne diese Schutzschicht neigt die Bremse dazu, zu quietschen und zu vibrieren – ein sicheres Zeichen dafür, dass die Reibpaarung noch nicht optimal abgestimmt ist. Ich empfehle mindestens 10–15 sanfte und 10–15 kräftige Bremsvorgänge – je gleichmäßiger, desto besser. Zu wenige Wiederholungen sind ein häufiger Grund, warum neue Bremsbeläge nach kurzer Zeit wieder getauscht werden müssen oder warum die Bremsleistung auf Tour plötzlich nachlässt.
Falsche Strecke: Gefährlich und ineffektiv
Auch die Wahl der Strecke spielt eine entscheidende Rolle: Wenn du auf einer vielbefahrenen Straße, in einer engen Gasse oder auf unebenem Untergrund bremst, kannst du die Bremsvorgänge nicht gleichmäßig und sicher durchführen. Autos, Fußgänger oder Hindernisse zwingen dich, Bremsungen zu unterbrechen oder unkontrolliert durchzuführen – das führt zu einer ungleichmäßigen Belastung der Beläge. Auch auf losem Schotter oder rutschigem Untergrund ist kontrolliertes Einbremsen kaum möglich. Ich habe einmal versucht, Bremsbeläge auf einer Kopfsteinpflaster-Strecke einzufahren – das Ergebnis war ernüchternd: Die Bremskraft war unregelmäßig, und das Rad hat sich später bei jedem Bremsvorgang seltsam angefühlt. Wähle deshalb immer eine ruhige, asphaltierte Strecke mit ausreichend Platz – ein leerer Parkplatz oder ein ruhiger Radweg sind ideal. Dort kannst du dich auf das Einfahren konzentrieren und sicherstellen, dass die Bremsklötze optimal eingearbeitet werden.
Merke: Richtiges Einbremsen braucht Zeit, Geduld und einen sicheren Ort. Wer hier spart, riskiert teure Folgeschäden und gefährliche Situationen im Straßenverkehr.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie lange dauert das Einbremsen neuer Bremsbeläge?
In der Regel dauert der Einbremsprozess etwa 20–30 Minuten, abhängig von der Anzahl und Intensität der Bremsvorgänge.
Kann ich Bremsbeläge mehrfach einbremsen?
Nein, das Einfahren ist nur bei neuen Bremsbelägen notwendig. Nach dem ersten Einbremsvorgang bleibt die Materialschicht auf der Bremsscheibe erhalten.
Was passiert, wenn ich nicht einbremse?
Die Bremsleistung ist geringer, es kann zu Quietschgeräuschen, Vibrationen und einem schnelleren Verschleiß der Bremskomponenten kommen.
Wie erkenne ich, ob meine Bremsbeläge gut eingebremst sind?
Die Bremskraft ist spürbar höher, die Beläge sind leicht dunkel verfärbt, und die Bremsen reagieren gleichmäßig ohne Ruckeln oder Schleifen.
Kann ich auch unterwegs Bremsbeläge einbremsen?
Ja, auf einer sicheren Strecke mit leichtem Gefälle und ohne Verkehr kannst du auch unterwegs einbremsen. Achte darauf, genügend Platz und eine ruhige Umgebung zu haben.