Fahrradkette pflegen nach dem Winter – Anleitung vom Fahrradmechaniker
Nach dem Winter braucht die Fahrradkette meistens etwas Zuwendung. Gerade wenn du dein Fahrrad draußen abgestellt hast oder damit im Regen unterwegs warst, sind Schmutz und Rost oft schon vorprogrammiert. Hier erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du deine Kette wieder fit machst. Mit Werkzeugtipps direkt aus der Werkstatt.
Warum ist Kettenpflege nach dem Winter wichtig?
Im Winter läuft viel Feuchtigkeit, Dreck und Streusalz über die Kette. Gerade wenn sie nicht regelmäßig gepflegt wurde, lagert sich das alles fest. Unbehandelt sorgt das für schnelleren Verschleiß und im schlimmsten Fall reißt dir die Kette bei der ersten Frühjahrstour. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollte man spätestens zum Saisonstart die Kette gründlich reinigen und neu schmieren.
Auch bei Fahrrädern, die den Winter über nicht bewegt wurden, empfiehlt sich ein Blick auf die Kette. Durch lange Standzeiten ohne Bewegung und Schmierung kann sich leichter Rost ansetzen, vor allem wenn das Rad in feuchten Kellern oder unbeheizten Garagen abgestellt war. Es ist besser, die Kette einmal zu viel zu prüfen als beim ersten Tritt eine Überraschung zu erleben. Leichtgängigkeit und Rostfreiheit sichern nicht nur die Funktion, sondern verhindern auch unnötigen Materialverschleiß an Ritzeln und Kettenblatt.
Kettenverschleiß erkennen und vorbeugen

Eine verschlissene Fahrradkette erkennt man zum Beispiel daran, dass sie sich stark durchbiegen lässt oder dass sie beim Fahren springt. Auch wenn die Glieder sichtbar gelängt sind oder Roststellen zu sehen sind, wird es Zeit für eine neue.
Zusätzlich kannst du schon mit bloßem Auge und einem kleinen Handgriff prüfen, ob deine Kette noch fit ist. Hebe dazu die Kette am vorderen Kettenblatt an und schau, wie weit sie sich abheben lässt. Siehst du mehr als zwei Zähne frei, ist das ein klares Zeichen für eine gelängte Kette. Auch steife Glieder, die sich nicht mehr sauber bewegen lassen, deuten auf einen Wechsel hin.
Bei langen Standzeiten: Einfach einmal Glied für Glied durchbewegen und auf Leichtgängigkeit achten. Wenn die Kette hakt oder sogar festgerostet ist, lieber gleich tauschen.
Das richtige Werkzeug zur Kettenpflege
Für die Kettenpflege brauchst du nicht viel, aber es sollte passen. Hier meine Liste mit Tipps aus der Werkstatt:
Kettenreinigungsgerät oder Zahnbürste
Ob du ein spezielles Gerät nimmst oder eine alte Zahnbürste: Hauptsache, die Borsten sind stabil genug, um den Schmutz rauszubekommen. Ich selbst nehme oft einfach eine alte Zahnbürste. Geht genauso gut und kostet nix extra.
Entfetter
Zum Beispiel Spülmittel oder spezieller Fahrradreiniger. Wichtig: Kein aggressives Mittel verwenden, sonst leidet die Kette. Entfetter löst alte Ölreste und Dreck.
Weiches Tuch oder Lappen
Damit wischst du die Kette nach dem Reinigen trocken und entfernst Reste vom Entfetter. Auch überschüssiges Öl sollte damit abgenommen werden.
Schmiermittel für Fahrradketten
Nur spezielles Kettenöl verwenden, je nach Wetter trocken oder nass abgestimmt. Haushaltsöl taugt nicht, zieht zu viel Schmutz an.
Handschuhe
Gerade bei viel Schmutz und Öl lohnt es sich, Handschuhe zu tragen. Spart saubere Finger und schont die Haut.
Kettenprüfwerkzeug
Damit misst du einfach nach, ob die Kette schon zu lang geworden ist. Kostet nicht viel, verhindert aber teuren Verschleiß an Kassette und Kettenblatt.
Sechskantschlüssel
Falls du beim Saubermachen noch andere Teile nachziehen oder justieren musst, ist ein Satz Sechskantschlüssel immer praktisch.
Kette reinigen und schmieren – Schritt für Schritt

So gehst du vor, damit deine Kette wieder sauber läuft:
1. Fahrrad vorbereiten
Schalte auf das kleinste Ritzel und stell das Fahrrad stabil ab. Ein Montageständer ist ideal, notfalls funktioniert auch aufbocken mit einem Stühler oder Karton. Achte darauf, dass du genug Platz zum Arbeiten hast und nichts im Weg steht.
2. Entfetter auftragen
Sprüh den Entfetter gleichmäßig auf die Kette oder trag ihn mit dem Pinsel auf. Lass ihn 2 bis 5 Minuten einwirken, je nachdem wie stark der Schmutz sitzt. Bei hartnäckigem Dreck lieber etwas länger warten.
3. Gründlich schrubben
Jetzt kommt die Zahnbürste oder das Kettenreinigungsgerät zum Einsatz. Bearbeite die Kette gründlich Glied für Glied und drehe dabei die Pedale langsam rückwärts. Achte darauf, auch zwischen den Gliedern sauberzumachen.
4. Trocknen
Wische die Kette mit einem weichen Lappen ab, bis keine Feuchtigkeit oder Reinigungsrückstände mehr zu sehen sind. Lass die Kette danach ein paar Minuten an der Luft trocknen.
5. Schmieren
Trage Kettenöl gleichmäßig auf die Innenseite der Kette auf, während du die Pedale drehst. Nimm nur so viel, dass ein durchgehender Film entsteht. Nach ein paar Minuten Einwirkzeit das Überschüssige mit einem Lappen abnehmen.
Wenn du diese Schritte regelmäßig durchführst, bleibt deine Kette lange geschmeidig und du sparst dir teure Ersatzteile.
Typische Fehler vermeiden
Auch bei der Kettenpflege kann einiges schiefgehen, wenn man nicht genau weiß, worauf zu achten ist. Hier findest du typische Fehler, die ich in der Werkstatt immer wieder sehe, und wie du sie vermeiden kannst:
1 Aggressive Reinigungsmittel verwenden: Besser meiden, das greift die Kette an und kann sie auf Dauer beschädigen. Lieber milde Reiniger oder Spülmittel nutzen.
2 Kette gar nicht pflegen und warten bis sie abreißt: Kommt leider oft vor. Regelmäßig säubern und schmieren spart auf Dauer Geld und Ärger.
3 Falsches Schmiermittel verwenden: Z. B. WD-40 statt Kettenöl. Das taugt nicht als Schmiermittel und löst eher vorhandenes Öl, statt zu schützen.
4 Kette schmieren ohne vorher zu reinigen: Macht keinen Sinn, der Schmutz bleibt drin und vermischt sich mit dem frischen Öl. Erst sauber machen, dann ölen!
5 Zu viel Öl auftragen und sofort losfahren: Das Öl braucht etwas Zeit zum Einziehen. Und was zu viel ist, gehört runter vom Metall, sonst klebt der Schmutz dran.
6 Schmiermittel auf Bremsscheiben oder Felgen bringen: Das kann richtig gefährlich werden. Immer aufpassen, dass nur die Kette was abbekommt.
Wenn du diese Punkte im Hinterkopf behältst, bleibt dein Antrieb länger fit und du hast weniger Stress mit quietschenden oder springenden Ketten. Lieber einmal mehr sauber machen und kontrollieren als hinterher reparieren müssen!
Weitere Tipps und hilfreiche Links
Wenn du mehr rund um das Thema Fahrradketten und Fahrradwerkzeug wissen möchtest, schau dir auch diese Artikel an:
- Fahrradwerkzeug für zuhause – Reparaturen selbst machen und Werkstatt vermeiden
- Kette zu lang, zu kurz oder richtig? So findest du die optimale Kettenlänge
Außerdem gibt es eine praktische Video-Erklärung vom ADAC, die dir Schritt für Schritt zeigt, wie du deine Fahrradkette richtig pflegst:
Wann solltest du die Kette komplett wechseln?
Reinigen und ölen reicht nicht immer aus. Spätestens wenn die Kette sichtbar gelängt ist, stark rostet oder Glieder klemmen, wird es Zeit für einen Austausch. Für den Wechsel brauchst du einen Kettennietdrücker (auch Kettennieter genannt), damit du die alte Kette entfernen und die neue korrekt einsetzen kannst.
Wenn du dir unsicher bist, ob sich das Wechseln noch lohnt oder ob schon ein neuer Antrieb fällig ist, schau bei einem Fachhändler vorbei oder nutze eine Kettenprüflehre.
Fazit: Kette sauber halten lohnt sich!
Mit ein bisschen Aufwand und regelmäßiger Pflege läuft dein Fahrrad immer rund und du sparst dir teure Werkstattbesuche. Gerade nach dem Winter lohnt sich der Blick auf die Kette. Einmal gründlich reinigen, ölen und du bist startklar für die nächste Tour.
Häufige Fragen zur Kettenpflege
Wie oft soll ich die Fahrradkette reinigen?
Je nach Nutzung alle 200–300 km oder wenn sie sichtbar dreckig ist.
Welches Öl ist für Fahrradketten am besten?
Es gibt spezielle Fahrradkettenöle für trockene oder nasse Bedingungen. Auf keinen Fall normales Haushaltsöl verwenden.
Wie lange hält eine Fahrradkette?
Je nach Pflege und Fahrweise zwischen 1500 und 4000 km.
Muss ich nach dem Winter immer die Kette wechseln?
Nein, nur wenn sie verschlissen oder stark verrostet ist.
Nach zwei Fahrten war die halbe Kassette schwarz.
Seitdem: Kette runter, ordentlich sauber machen, sparsam ölen – so wie hier erklärt.
Danke für die Erinnerung, der Frühling kommt ja doch immer schneller als man denkt.