Radtour bei Regen – So machst Du das Beste daraus
Regen auf einer geplanten Tour ist für viele der Moment, wo man das Rad lieber stehen lässt. Aber glaub mir: Es lohnt sich, trotzdem loszufahren – wenn Du vorbereitet bist. Ich erzähle Dir hier von einem Tag, der sprichwörtlich ins Wasser gefallen ist, und wie er trotzdem zu einem meiner schönsten Tourenerlebnisse wurde.
Überraschung im Morgengrauen

Die Wetter-App hatte nur "leichten Regen" angekündigt – was mich nicht wirklich beunruhigt hat. Aber als ich am Morgen losfuhr, war es mehr ein "landunter". Der Himmel war grau, der Asphalt glänzte vor Nässe. Ich überlegte kurz umzudrehen, aber dann dachte ich mir: Jetzt bin ich schon mal draußen – und nass bin ich eh schon.
Tipp: Starte mit einer kurzen Runde zum Einrollen. So merkst du schnell, ob Kleidung, Brille und Handschuhe auch bei Regen funktionieren.
Gerade bei wechselhaftem Wetter lohnt sich ein genauer Blick auf eine zuverlässige Wetter-App. Ich habe gute Erfahrungen mit speziell auf Outdoor-Sportler abgestimmten Anwendungen gemacht. Zum Beispiel nutze ich gern Windy für längere Touren oder RegenRadar für spontane Runden. Die Kombination aus Regenradar, Windvorhersage und Temperaturverlauf ist ideal für die Tourenplanung.
Mein Erfahrungswert: Ich checke das Wetter immer mit mindestens zwei Apps – eine allgemeine wie die vom Deutschen Wetterdienst und eine radtourentaugliche wie Windy oder YR. Wenn beide ähnlich vorhersagen, liegst du meistens richtig.
Auch wichtig: Nicht nur aufs Symbol achten. Ein kurzer Blick in die stündliche Vorhersage hilft, Regenfenster besser abzupassen. So kannst du den schlimmsten Schauern oft ganz einfach ausweichen oder deine Pause clever legen.
Regentaugliche Ausrüstung – ein echter Gamechanger
Kleidung bei Regen – so bleibst du trocken und sichtbar
Ohne gute Regenjacke und Überschuhe hätte ich die Tour sicher abgebrochen. Eine Regenhose war ebenfalls Gold wert. Wichtig: atmungsaktive Materialien – sonst schwitzt Du mehr von innen als Du von außen nass wirst. Ich achte beim Kauf immer auf Angaben zur Wassersäule und ob das Material zusätzlich verklebte Nähte hat – das macht einen echten Unterschied.
Mini-Check für Regenjacken: Wassersäule ab 10.000 mm, verstellbare Kapuze, verlängertes Rückenteil, reflektierende Elemente und verstaubare Kapuze – das sind meine Basics.
Regenjacken mit 2,5-Lagen-Membran sind besonders leicht und lassen sich klein verpacken – ideal für wechselhaftes Wetter. Wenn du robuster unterwegs bist, zum Beispiel mit Gepäck oder im Gelände, greif lieber zu PU-beschichteten Jacken: weniger atmungsaktiv, aber sehr haltbar.
Material-Tipp: Je mehr Nähte eine Jacke hat, desto mehr potenzielle Schwachstellen. Achte auf wenig Nähte und sauber verschweißte Reißverschlüsse.
Und ganz ehrlich – eine Mütze unter dem Helm ist bei kaltem Regen fast Pflicht. Auch Überschuhe mit reflektierenden Elementen sind sinnvoll. Sie halten nicht nur trocken, sondern sorgen auch für bessere Sichtbarkeit im Straßenverkehr.
Zusatz-Ausrüstung & smarte Helfer
Kleiner Tipp von mir: Ein Mikrofaserlappen im Lenkertaschen-Fach hilft, zwischendurch Brille und Display zu reinigen. Ich hatte schon Fälle, wo mir das den Tag gerettet hat – beschlagene Brillengläser sind im Regen schnell gefährlich.
Praktisch für unterwegs: Ein Helmüberzug schützt nicht nur vor Nässe, sondern auch vor Auskühlung durch Fahrtwind. Und bei langen Touren: Wechselsocken nicht vergessen – am besten aus Merinowolle.
Wenn du noch mehr über wasserdichte Materialien und Atmungsaktivität wissen willst, schau mal hier rein: Winterfeste Bekleidung und Funktionskleidung im Vergleich. Der Beitrag enthält auch eine hilfreiche Grafik zur Wassersäule – ideal, um die passende Kleidung auszuwählen.
Meine persönliche Erfahrung: Ich habe meine Regenjacke immer außen im Rucksack griffbereit. Der Himmel kann schnell umschlagen – dann ist Sekunden-Schnelligkeit gefragt. Für längere Touren habe ich außerdem immer eine zweite dünne Jacke zum Wechseln dabei.
Anders fahren bei nassem Untergrund

Nasse Straßen, Laub, Schlamm – das erfordert mehr Aufmerksamkeit. Ich bremse bei Regen immer früher und sanfter, besonders in Kurven. Mein Fahrstil wird runder, weniger hektisch – fast schon meditativ. Gerade bergab halte ich die Finger immer über den Bremshebeln. So reagiere ich schneller, ohne hektisch zu greifen.
Auch wichtig: Der Reifendruck. Ich fahre bei Regen ein bisschen weicher – das gibt mehr Grip und Sicherheit. Und Finger weg von abrupten Lenkbewegungen! Eine gleichmäßige, fließende Linienwahl hilft enorm dabei, auch bei Nässe die Kontrolle zu behalten.
Wichtig: Weiße Fahrbahnmarkierungen, Kanaldeckel und nasses Laub sind extrem rutschig – dort besonders vorsichtig fahren und möglichst gerade überrollen. Wenn du Kurven zu stark legst, kann’s schnell rutschig werden.
Ich versuche in solchen Situationen, möglichst aufrecht zu bleiben und die Körperspannung zu halten. Gerade bei langen Abfahrten bringt das mehr Sicherheit. Wenn du dich noch unsicher fühlst, lohnt ein Blick in unsere MTB Fahrtechnik Basics – auch für Tourenradler:innen sind da viele wertvolle Tipps dabei.
Erfahrung aus der Praxis: Wenn du Felgenbremsen fährst, rechne mit doppeltem Bremsweg. Ich nutze bei langen Abfahrten dann lieber den hinteren Bremsschuh zur Dosierung. Die Bremse vorne nehme ich nur dosiert dazu – sonst wird's gefährlich.
Gesehen werden ist doppelt wichtig
Bei Regen bist du nicht nur schlechter zu sehen – du wirst auch selbst leichter übersehen. Nasses Visier, beschlagene Windschutzscheiben und spiegelnde Straßen sorgen dafür, dass Autofahrer:innen langsamer reagieren. Deshalb gilt: Je mehr du leuchtest, desto sicherer bist du unterwegs.
Ich schalte mein Fahrradlicht bei Regen grundsätzlich auch tagsüber ein – und nutze zusätzlich ein Frontlicht mit Tageslichtmodus. Kombiniert mit reflektierenden Elementen an Jacke, Helm, Überschuhen und Gepäcktasche ergibt das eine solide Sicherheitsbasis. Besonders auffällige Farben wie Neongelb oder Signalrot helfen zusätzlich.
Ich wurde auf einer meiner Touren tatsächlich mehrmals von Autofahrern angesprochen, dass man mich trotz Regen „gut gesehen“ habe – das war Bestätigung genug. Es lohnt sich, hier nicht zu sparen.
Mein Tipp: Eine kleine Clip-Leuchte am Helm oder am Schultergurt vom Rucksack ist Gold wert – vor allem in Waldabschnitten oder bei einsetzender Dämmerung. Achte bei deiner Beleuchtung auf STVZO-Zulassung und ausreichend Lumen. Gute Rücklichter haben heute sogar einen Bremslicht- oder Pulsmodus.
Kopf hoch – Der Regen fährt mit
Ich hab gemerkt: Wenn ich mich nicht gegen den Regen wehre, sondern ihn als Teil der Tour akzeptiere, fahre ich viel entspannter. Klar, trocken und warm wäre schöner. Aber das gleichmäßige Trommeln auf der Kapuze, die leeren Wege und das Gefühl, gegen das Wetter gewonnen zu haben – das hat was.
Ich erinnere mich noch an einen Moment am Fluss: Alles war grau und still, und ich war komplett allein. Nur ich, mein Rad und der Regen. Ein bisschen wie Meditation in Bewegung. Wenn du bewusst darauf achtest, wird jede Regenfahrt zu einer mentalen Übung – weniger Flucht, mehr Ankommen.
Was mir hilft: Ich denke nicht an das Wetter, sondern an mein Ziel – oder an die heiße Dusche danach. Manchmal zähle ich einfach meine Tritte, 100-mal, dann neu bewerten. Meistens bleibe ich dabei. Regen ist Kopfsache. Und oft sogar der Moment, wo die Tour besonders wird.
Radfahren ist für mich mehr als Bewegung – auch im Regen. Es gibt Touren, da ist der Regen Teil des Erlebnisses, nicht sein Gegner. Wenn dich das Thema anspricht, schau dir gern auch meinen Beitrag Radfahren für die Seele an – da beschreibe ich, warum das Bike oft der beste Weg ist, den Kopf frei zu bekommen.
Tipp für die Stimmung: Pack dir eine kleine Thermosflasche mit Tee ein. Die Aussicht auf etwas Warmes hilft – und hebt die Laune am Ziel enorm.
Fazit: Regen ist kein Grund, nicht loszufahren
Mit der richtigen Ausrüstung, einem angepassten Fahrstil und der Bereitschaft, dich auf das Wetter einzulassen, kann eine Radtour bei Regen zu einem besonderen Erlebnis werden. Du wirst vielleicht nicht trocken – aber garantiert mit einer guten Geschichte nach Hause kommen.
Wichtig ist, dass du vorbereitet bist: Sichtbarkeit, Schutz vor Kälte und nassen Füßen, und der Mut, einfach loszufahren. Regenfahrten schulen nicht nur Technik, sondern auch die Haltung – im Sattel und im Kopf.
Also: Zieh dir was Dichtes an – und fahr los!
Hinweis zu den Bildern: Fast alle gezeigten Regen-Outfits sind schwarz – und damit genau das Gegenteil von dem, was du im Straßenverkehr tragen solltest. Setz auf Farbe und Reflektoren, auch wenn es auf Fotos nicht ganz so „clean“ aussieht. Deine Sicherheit geht vor.
Packliste für die Regenfahrt

- Kleidung:
Wasserdichte Regenjacke (atmungsaktiv), Regenhose mit seitlichem Reißverschluss, Überschuhe oder wasserdichte Schuhe
- Kälteschutz:
Handschuhe mit wasserabweisender Außenschicht, Helmmütze oder Stirnband gegen kalten Wind, Wechselsocken (am besten Merino)
- Elektronik & Sicht:
Licht (auch tagsüber) und Reflektoren, Clip-Leuchten, Mikrofaserhandtuch oder Lappen für Brille/Display
- Transport & Ordnung:
Plastikbeutel oder Drybag für Wertsachen, kleiner Zipbeutel für Müll oder nasse Kleidung
- Komfort & Versorgung:
Snacks und warme Getränke in der Thermosflasche, eventuell ein Ersatzpaar Handschuhe
Ich packe übrigens auch gern ein zweites Paar Handschuhe ein – das erste ist nach ein paar Stunden oft durch. Und eine Plastiktüte für nasse Kleidung hat sich auch schon oft bewährt.
Pack-Tipp: Beschrifte deine Regenausrüstung mit kleinen reflektierenden Stickern – das hilft beim schnellen Finden im Rucksack und erhöht zusätzlich deine Sichtbarkeit.
👉 Du willst die Liste für unterwegs dabei haben? Hier kannst du dir die Packliste als PDF herunterladen.
Häufige Fragen zur Radtour bei Regen
Was ist die ideale Kleidung für eine Regenfahrt mit dem Fahrrad?
Am besten trägst du eine atmungsaktive Regenjacke mit hoher Wassersäule, eine Regenhose mit Reißverschlüssen an den Seiten sowie wasserdichte Überschuhe. Eine Helmmütze und Merino-Socken schützen zusätzlich vor Kälte.
Wie kann ich meine Sichtbarkeit bei Regen verbessern?
Nutze Fahrradlicht auch tagsüber, setze auf reflektierende Kleidung und bringe Clip-Leuchten am Rucksack oder Helm an. Auffällige Farben wie Neongelb oder Orange erhöhen die Sichtbarkeit zusätzlich.
Wie beeinflusst Regen das Fahrverhalten?
Regen verlängert Bremswege, reduziert die Haftung auf dem Untergrund und erfordert einen runden, vorausschauenden Fahrstil. Reduziere den Reifendruck leicht und meide rutschige Stellen wie Markierungen und Kanaldeckel.
Lohnt sich eine Regenfahrt überhaupt?
Ja! Mit der richtigen Ausrüstung kann eine Regenfahrt eine ganz besondere Erfahrung sein. Die Natur wirkt stiller, Wege sind leerer, und das Durchhalten stärkt das Selbstbewusstsein. Es kann sogar meditativ sein.