Multitools fürs Fahrrad – das gehört wirklich rein
Ob du täglich pendelst oder gern lange Touren fährst – ein Multitool gehört in jede Fahrradausrüstung. Es ersetzt keine voll ausgestattete Werkstatt, aber hilft dir bei vielen kleinen Pannen unterwegs. Hier erfährst du, was ein gutes Multitool ausmacht, welche Werkzeuge du wirklich brauchst und was in deiner Satteltasche nicht fehlen darf. Aus meiner Sicht als Fahrradmechaniker mit über 20 Jahren Erfahrung kann ich dir sagen: Es kommt nicht auf die Menge der Funktionen an – sondern auf die richtigen.
Was ist ein Multitool fürs Fahrrad?
Ein Multitool ist im Grunde dein mobiles Mini-Werkzeugset. Es hilft dir unterwegs bei den wichtigsten Reparaturen: Kette wieder aufziehen, eine Schraube festziehen oder den Schlauch wechseln. Alles in einem kompakten Format, das in jede Trikottasche oder Satteltasche passt. Die meisten Multitools kombinieren Sechskantschlüssel, Sternprofil-Schlüssel, Schlitz- und Kreuzschraubendreher – und manche haben sogar einen Kettennieter, Speichenschlüssel oder Reifenheber integriert.
Ich persönlich hab schon viele verschiedene Tools ausprobiert – manche waren gut, manche eher unpraktisch. Am wichtigsten ist, dass du weißt, was du wirklich brauchst. Je nach Fahrradtyp und Einsatzbereich kann das nämlich variieren. Rennrad, Citybike oder Mountainbike – die Anforderungen sind unterschiedlich.
Diese Werkzeuge sollte ein gutes Multitool enthalten
Aus meiner Erfahrung als Fahrradmechaniker weiß ich: Weniger ist manchmal mehr. Ein Multitool mit 30 Funktionen ist oft unhandlich und schwer. Wichtig ist, dass du die Werkzeuge hast, die zu deinem Rad passen. Hier die Basics:
- Sechskantschlüssel (auch Innensechskant genannt) in den Größen 2, 2,5, 3, 4, 5 und 6 mm
- Sternprofil-Schlüssel in der Größe T25 (oft bei Scheibenbremsen verwendet)
- Schlitz- und Kreuzschraubendreher
- Kettennieter – unbedingt, wenn du auf Tour bist
- Speichenschlüssel (wenn du Laufräder mit Standardnippeln fährst)
- Reifenheber (zur Not auch aus Kunststoff extra mitnehmen)
Worauf du verzichten kannst: Maulschlüssel, Flaschenöffner oder gar Nagelfeilen. Die machen das Tool nur unnötig schwer und bringen dir unterwegs selten etwas. Ein Werkzeug, das du nicht brauchst, ist eher Ballast als Hilfe.
Sinnvolle Zusatzfunktionen – ja oder nein?
Es gibt Multitools mit allen möglichen Extras: Kettenmesslehre, Ventilwerkzeug, Speichenspanner in mehreren Größen. Manche davon sind sinnvoll – vor allem, wenn du weißt, wie man sie einsetzt. Für den Alltag reicht aber oft die Grundausstattung. Wenn du öfter längere Touren oder Bikepacking machst, lohnt sich ein Tool mit etwas mehr Ausstattung. Wichtig ist dabei immer die Qualität der Werkzeuge – lieber weniger, aber stabil und präzise.
Darauf solltest du beim Kauf achten
Beim Kauf ist für mich das Wichtigste: Wie gut liegt das Multitool in der Hand? Ich hatte Tools, die so scharfkantig waren, dass du dir beim Kettennieten fast die Finger aufgerissen hast. Und manche Schrauben lassen sich nicht vernünftig erreichen, weil die Werkzeuge zu kurz sind.
Also: Schau dir die Verarbeitung genau an. Die einzelnen Werkzeuge sollten sich leicht ausklappen lassen und stabil wirken. Edelstahl oder gehärteter Stahl ist ein Muss. Und: Lieber ein paar Gramm mehr als ein gebrochenes Werkzeug auf Tour.
Ein weiteres Detail, das oft übersehen wird: Die Befestigung der Werkzeuge im Tool. Wenn da Spiel drin ist oder sich die Werkzeuge beim Arbeiten verdrehen, macht das keinen Spaß. Teste das ruhig mal im Laden oder lies Erfahrungsberichte von anderen Fahrern.
Werkstattcheck: Was gehört in jede Satteltasche?
Dein Multitool allein reicht selten. Ich empfehle dir für deine Satteltasche folgendes Set:
- Multitool mit den oben genannten Funktionen
- 1 bis 2 Ersatzschläuche
- Reifenheber
- Kettennieter (falls nicht im Tool)
- Kettenschloss oder Ersatzkettenglied
- Mini-Pumpe oder CO2-Kartusche mit Adapter
- Flicken-Set oder selbstklebende Patches
- Einweghandschuhe und ein Stück Lappen
Optional, aber hilfreich: Ein kleiner Notgroschen in Bar und eine Visitenkarte mit Notfallkontakt. Ich hab auch immer ein paar Kabelbinder und ein Stück Isolierband dabei – damit hab ich schon so manche Notlösung hinbekommen.
Fazit: Weniger ist mehr – aber das Richtige muss mit
Ein gutes Multitool ist Gold wert. Es hilft dir, kleine Pannen selbst zu beheben und sicher weiterzufahren. Investiere in Qualität, teste die Ergonomie und achte auf die richtigen Funktionen. Und denk dran: Das beste Multitool nützt nichts, wenn der Ersatzschlauch daheim liegt. Pack deine Satteltasche clever und du bist für vieles gewappnet.
Ich sag’s so: Lieber mit einem einfachen, funktionierenden Tool unterwegs als mit einem halben Werkzeugkasten, der klemmt oder versagt. Und wenn du dir unsicher bist, was du brauchst – frag jemanden, der sich auskennt. Oder probier’s einfach aus. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen.