Auch Radfahrer müssen Erste Hilfe leisten – So bist du vorbereitet
Unfälle können jederzeit passieren – auch auf einer entspannten Radtour. Gerade wir Radfahrer sind oft Zeugen von Stürzen oder Kollisionen. In solchen Momenten kommt es auf schnelles Handeln an. Wichtig zu wissen: Auch Radfahrer sind gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Was das bedeutet und wie du dich vorbereiten kannst, erfährst du hier.
Ich habe es selbst schon erlebt: Auf einer Tour im Sommer stürzte ein Mitfahrer in einer Kurve und blieb regungslos liegen. Die ersten Sekunden fühlten sich endlos an. Doch dann zeigte sich, wie wertvoll es ist, Ruhe zu bewahren und die wichtigsten Handgriffe zu kennen. Genau darum geht es in diesem Beitrag – dir das Gefühl von Sicherheit zu geben, falls du einmal in diese Situation kommst.
Pflicht zur Hilfe – was das Gesetz verlangt
Die Erste-Hilfe-Pflicht gilt für alle – egal ob Autofahrer, Fußgänger oder Radfahrer. Wer bei einem Unfall einfach weiterfährt, macht sich strafbar. Schon das Absetzen eines Notrufs oder das Absichern der Unfallstelle zählt als Erste Hilfe. Niemand erwartet medizinisches Fachwissen, aber untätig bleiben ist keine Option.
Das Bürgerliche Gesetzbuch und das Strafgesetzbuch sind hier eindeutig: Jede:r ist verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen. Das kann heißen, einen Notruf abzusetzen, die Unfallstelle abzusichern oder einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen einzuleiten. Wichtig: Wer hilft, ist rechtlich geschützt – Fehler sind erlaubt, Wegsehen nicht. Details findest du in § 323c StGB – Unterlassene Hilfeleistung.
Gut zu wissen: Erste Hilfe ist nicht nur Pflicht, sondern auch moralische Verantwortung. Schon kleine Gesten können einen großen Unterschied machen.
Was passiert, wenn du keine Erste Hilfe leistest?
Die Vorstellung klingt hart, aber sie ist Realität: Wer bei einem Unfall einfach weiterfährt oder nichts tut, macht sich strafbar. In Deutschland spricht man von „unterlassener Hilfeleistung“. Das bedeutet, dass du dich vor Gericht verantworten musst, wenn du nicht zumindest das Nötigste tust – zum Beispiel einen Notruf absetzen.
Ich erinnere mich an eine Situation, bei der ein Radfahrer auf einem stark befahrenen Radweg stürzte. Viele fuhren einfach vorbei, vielleicht aus Unsicherheit oder Schock. Nur zwei Leute blieben stehen. Später habe ich erfahren, dass solche Fälle rechtlich verfolgt werden können. Und ehrlich gesagt: Der Gedanke, nicht geholfen zu haben, wäre für mich selbst die schlimmste Strafe.
Die Konsequenzen können empfindlich sein: Geldstrafe oder sogar Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Noch schwerer wiegt aber das moralische Gewicht – die Frage, ob ein Mensch vielleicht besser davongekommen wäre, wenn man eingegriffen hätte. Deshalb gilt: Lieber unsicher helfen als gar nichts tun.
Merke: Rechtlich schützt dich der Versuch zu helfen, nicht aber das Wegsehen. Jede Handlung zählt, auch wenn es nur das Wählen der 112 ist.
Weiterführend & verlässlich: § 323c StGB · DRK – Erste Hilfe · ADFC – Gesundheit & Erste Hilfe
Unfallstelle absichern – Sicherheit zuerst

Der erste Reflex ist oft: sofort zum Verletzten. Das ist menschlich, aber nicht immer sicher. Bevor du hilfst, musst du die Unfallstelle absichern – denn wenn weitere Radfahrer oder Autos in die Situation hineinrollen, entstehen schnell Folgeunfälle. Sicherheit geht immer vor, für dich und für den Gestürzten.
Auf Straßen bedeutet Absichern: Warnblinker von Autos einschalten, Warndreieck aufstellen, möglichst mit Warnweste sichtbar machen. Als Radfahrer kannst du dein Rad seitlich hinstellen und dich gut sichtbar positionieren. Auf engen Radwegen oder Trails hilft es, wenn ein Mitfahrer entgegenkommende Radler schon ein paar Meter vorher anhält und warnt.
Praxis-Tipp: Wenn du alleine unterwegs bist, nimm dir 5 Sekunden Zeit für eine schnelle Lageeinschätzung. Stelle dein Rad so ab, dass es gut sichtbar ist, und signalisiere mit Handzeichen oder Rufen anderen Verkehrsteilnehmern, dass sie langsam machen müssen.
Notruf absetzen – richtig kommunizieren
Sobald die Unfallstelle gesichert ist, zählt jede Minute. Der nächste Schritt: den Notruf 112 wählen. Das klingt banal, aber im Stress ist es gar nicht so einfach, die richtigen Infos zu geben. Je klarer du sprichst, desto schneller wissen die Einsatzkräfte, was zu tun ist.
Halte dich an die fünf W-Fragen, die dich sicher durchs Gespräch führen:
1 Wer meldet den Unfall?
2 Wo ist es passiert?
3 Was ist geschehen?
4 Wie viele Verletzte gibt es?
5 Welche Verletzungen?
Tipp: In ländlichen Gegenden kann es dauern, bis Rettungskräfte eintreffen. Umso wichtiger ist es, dass du so präzise wie möglich beschreibst, wo genau du dich befindest. Notfall-Apps mit GPS-Funktion können hier Leben retten.
Mehr Hintergründe zu Abläufen und Sofortmaßnahmen erklärt das Deutsche Rote Kreuz – Erste Hilfe. Speziell für Radtouren findest du Hinweise zu Gesundheit & Erste Hilfe beim ADFC Radtourismus.
Erste Hilfe leisten – die wichtigsten Schritte

Wenn die Unfallstelle gesichert ist und der Notruf läuft, kommt der Teil, der vielen am meisten Angst macht: die eigentliche Erste Hilfe. Aber eins ist wichtig zu wissen: Nichtstun ist schlimmer als jeder Fehler. Schon kleine Handgriffe können entscheidend sein.
1 Ansprechen: Laut und deutlich fragen, ob die Person reagiert.
2 Atmung prüfen: Brustkorb beobachten, Luftströmung fühlen.
3 Stabile Seitenlage: Bei Bewusstsein, aber ohne Reaktion.
4 Herzdruckmassage: Bei Atemstillstand sofort beginnen.
5 Blutungen stillen: Druckverband oder direkte Kompression.
Praxis-Tipp: Trau dich, aktiv zu werden. Du musst keine medizinischen Fachkenntnisse haben – aber du kannst den Unterschied machen, indem du einfach beginnst. Jede Handlung zählt.
Besonderheiten bei Fahrradunfällen
Radunfälle unterscheiden sich oft von anderen Notfällen im Straßenverkehr. Typisch sind Stürze mit Kopfverletzungen, Schürfwunden oder Knochenbrüchen. Wer schon mal einen Radsturz miterlebt hat, weiß: Es sieht manchmal schlimmer aus, als es ist – aber genau das macht es schwierig einzuschätzen.
Ein wichtiger Punkt: den Helm niemals einfach abnehmen, außer es ist für die Erste Hilfe notwendig. In allen anderen Fällen bleibt der Helm dran, um weitere Schäden an der Halswirbelsäule zu vermeiden.
Auch Knochenbrüche an Armen und Beinen sind häufig. Hier hilft es, das betroffene Körperteil ruhigzustellen und unnötige Bewegungen zu vermeiden. Alles, was du improvisieren kannst – z. B. mit einer Jacke oder einem Rucksack als Polster – verschafft Zeit, bis Profis übernehmen.
Praktische Ausrüstung für Radfahrer
Ein kleines Erste-Hilfe-Set gehört in jede Fahrradtasche. Was wirklich sinnvoll ist, haben wir hier zusammengefasst: Erste-Hilfe-Tasche für Radtouren – was wirklich dazugehört. Pflaster, sterile Kompressen, Einmalhandschuhe und eine Rettungsdecke sind leicht und nehmen kaum Platz weg. Auch ein aufgeladenes Handy ist Pflicht, um im Ernstfall den Notruf abzusetzen. Wer oft in abgelegenen Gegenden fährt, kann über eine Notfall-App oder GPS-Tracker nachdenken.
Für ausreichend Platz und eine saubere Organisation deiner Notfallausrüstung lohnt sich ein Blick auf unsere Übersicht: Fahrradtaschen im Vergleich – die besten Modelle für Alltag und Tour.
Praxis-Tipp: Kontrolliere dein Erste-Hilfe-Set ein- bis zweimal im Jahr. Pflaster und Desinfektion haben ein Ablaufdatum. Und wenn du etwas benutzt hast – sofort wieder nachfüllen.
Erste-Hilfe-Kurse auffrischen
Viele haben ihren Erste-Hilfe-Kurs zuletzt beim Führerschein gemacht – und das ist oft Jahre her. Ein Auffrischungskurs dauert nur wenige Stunden und gibt dir Sicherheit. Das Deutsche Rote Kreuz bietet flächendeckend Termine an; viele Sportvereine und Radclubs setzen Schwerpunkte auf typische Fahrradunfälle – vom Sturz mit Helmverletzung bis zur stark blutenden Schürfwunde.
Besonders hilfreich sind praktische Übungen. Szenarien wie „Radfahrer bewusstlos auf dem Radweg“ oder „starke Blutung am Knie“ geben dir Routine, die im Ernstfall Gold wert ist.
Tipp: Plane alle paar Jahre einen Kurs ein. Oft reichen schon drei Stunden am Abend, um wieder fit zu werden. Manche Krankenkassen unterstützen sogar die Teilnahme finanziell.
Checkliste – Erste Hilfe für Radfahrer
Diese Punkte solltest du dir merken und möglichst immer dabeihaben:
1 Unfallstelle absichern (Rad querstellen, Handzeichen, Warnweste nutzen).
2 Notruf 112 wählen – mit den fünf W-Fragen.
3 Atmung prüfen – bei Bewusstsein beruhigen, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage.
4 Bei Atemstillstand sofort Herzdruckmassage beginnen.
5 Blutungen stillen (Druckverband oder Kompresse).
6 Unterkühlung verhindern (Rettungsdecke).
7 Kleine Ausrüstung dabei haben: Pflaster, sterile Kompressen, Handschuhe, Rettungsdecke.
Extra: Eine kompakte Übersicht kannst du dir hier herunterladen:
Fazit – Helfen rettet Leben
Am Ende läuft alles auf eine einfache Wahrheit hinaus: Erste Hilfe ist kein Spezialwissen für Profis, sondern eine Aufgabe für uns alle – auch auf dem Fahrrad. Ob beim Sonntagsausflug mit Freunden oder auf einer langen Mehrtagestour: Ein Unfall kann jederzeit passieren. Und dann zählt, dass jemand da ist, der handelt.
Wenn du tiefer einsteigen willst, findest du praktische Touren-Hinweise beim ADFC Radtourismus – ideal, um dich vor längeren Ausfahrten vorzubereiten.
Mach dir also klar: Mit etwas Vorbereitung, einem kleinen Erste-Hilfe-Set und frischem Wissen aus einem Kurs kannst du viel bewegen. Vielleicht sogar ein Leben retten. Und das ist ein Gedanke, der jede Radtour ein Stück verantwortungsvoller macht.
FAQ – Häufige Fragen zur Ersten Hilfe für Radfahrer
Muss ich als Radfahrer Erste Hilfe leisten?
Ja. In Deutschland bist du gesetzlich verpflichtet. Schon ein Notruf zählt als Erste Hilfe. Nichtstun ist strafbar.
Was, wenn ich bei der Ersten Hilfe Fehler mache?
Du bist rechtlich geschützt, solange du hilfst. Fehler sind nicht strafbar – entscheidend ist, dass du handelst.
Soll ich den Helm nach einem Sturz sofort abnehmen?
Nur wenn es nötig ist, etwa zur Atemkontrolle oder wenn Erbrechen droht. Ansonsten bleibt der Helm auf, um die Halswirbelsäule zu schützen.
Brauche ich ein Erste-Hilfe-Set beim Radfahren?
Ja, ein kleines Set ist sinnvoll. Es nimmt wenig Platz weg und hilft bei kleineren Verletzungen. Tipps zur Ausstattung: Erste-Hilfe-Tasche für Radtouren.
Wie merke ich mir die Abläufe im Ernstfall?
Präge dir die fünf W-Fragen für den Notruf und die Reihenfolge „Ansprechen – Atmung prüfen – stabile Seitenlage oder Wiederbelebung“ ein. Ein Kurs festigt das Wissen; Termine u. a. beim DRK.
Wie oft sollte ich einen Erste-Hilfe-Kurs auffrischen?
Alle paar Jahre. Schon ein kurzer Abendkurs gibt Sicherheit und Routine.
Was mache ich, wenn ich alleine bin und mehrere Aufgaben anstehen?
Priorisieren: 1) Eigene Sicherheit & Unfallstelle absichern, 2) Bewusstsein/Atmung prüfen, 3) 112 wählen (Freisprecheinrichtung nutzen), 4) Basismaßnahmen beginnen. Bleib möglichst am Verletzten und folge den Anweisungen der Leitstelle.
Wie stoppe ich starke Blutungen richtig?
Direkter Druck auf die Wunde (sterile Kompresse oder sauberes Tuch), hochlagern wenn möglich, Druckverband anlegen. Bei Durchbluten: nicht abnehmen, weiteres Material obenauf.
Was tun bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung?
Nicht bewegen, Kopf und Hals manuell stabilisieren, 112 wählen. Helm nur abnehmen, wenn es für die Atemkontrolle zwingend erforderlich ist.
Darf ich Schmerzmittel oder Wasser geben?
Grundsätzlich nein. Keine Medikamente verabreichen und nichts zu trinken geben – Erstickungsgefahr. Ausnahme: eigenes Notfallmedikament, das der Betroffene selbst einnimmt.
Wie helfe ich verletzten Kindern?
Ruhe bewahren, auf Augenhöhe sprechen, Blutungen stillen, Unterkühlung vermeiden, 112 wählen. Maßnahmen entsprechen den Standards für Erwachsene, aber behutsam durchführen.
Welche Infos sollte ich für den Notruf bereithalten?
Genauer Standort (Straßennamen, Wegpunkte), Anzahl und Zustand der Verletzten, Art der Verletzungen, Zugangsbeschreibung für den Rettungsdienst. Notfall-Apps erleichtern die Ortung.
Was mache ich bei Hitze oder Kälte nach einem Sturz?
Hitze: Schatten suchen, kühlen, Kleidung lockern. Kälte: wärmen mit Rettungsdecke, Bodenkälte isolieren. Zustand beobachten, bei Unsicherheit 112 wählen.
Wann beende ich Maßnahmen wie die Herzdruckmassage?
Wenn der Rettungsdienst übernimmt, der Betroffene wieder normal atmet oder du völlig erschöpft bist und niemand übernehmen kann. Bis dahin durchhalten.