BMX Fahrtechnik – Von den ersten Tricks bis zur Pro-Line
BMX ist mehr als nur Radfahren – es ist Lifestyle, Kontrolle und Adrenalin pur. Egal, ob du gerade erst einsteigen willst oder schon erste Tricks beherrschst: Hier bekommst du die wichtigsten Grundlagen, Trainingsideen und Insider-Tipps aus der Szene.
Ich hab selbst vor Jahren mit einem gebrauchten Bike in einem verlassenen Park angefangen – und gleich gemerkt: Wer sich nicht sauber vorbereitet, landet schnell auf der Nase. Also: Helm auf, Pads dran und ab aufs Bike!
Kurzer Blick zurück: Wie BMX groß wurde
Ursprünglich entstand BMX in den 1970ern, als Jugendliche in Kalifornien Motocross mit dem Rad nachahmen wollten. Daraus wurde ein eigener Sport mit eigenen Regeln, Wettkämpfen und Kult. Heute ist BMX olympisch, weltweit verbreitet und extrem vielfältig – von Race über Street bis zur Park-Disziplin.
Mehr zur Entwicklung des Sports findest du z. B. auf der Seite des BMX Hall of Fame.

Dein Setup: Was du zum Start brauchst
Einsteiger brauchen nicht gleich ein High-End-Bike. Viel wichtiger ist ein stabiles BMX mit guter Geometrie, funktionierenden Bremsen und griffigen Pegs, falls du in Richtung Street oder Flatland willst. Helm, Knieschoner und Handschuhe sind Pflicht – sonst wird's gefährlich.
Übrigens: Wenn du dich für spezielle Teile wie Rotor-Systeme interessierst, schau dir unseren BMX Rotor Vergleich an.

Tricks für Einsteiger – Safety first!
Am Anfang geht’s nicht um Air-Time, sondern um Kontrolle. Technik vor Style – das gilt für jeden, der neu auf dem BMX ist. Diese drei Tricks solltest du dir als Erstes draufschaffen:
1 Bunny Hop: Der Bunny Hop ist der Grundstein für alles. Ziel ist, ohne Rampe über ein Hindernis zu springen. Erst ziehst du das Vorderrad hoch, verlagerst dein Gewicht nach hinten – dann drückst du dich mit den Beinen vom Boden ab und ziehst das Hinterrad nach. Das Ganze wirkt wie ein einziger Sprung, ist aber ein zweistufiger Bewegungsablauf. Fang klein an: z. B. mit einem Ast oder einem Stück Kreide auf dem Asphalt. Mit etwas Gefühl und Übung kommt die Höhe von selbst.
2 Endo (Stoppie): Du bremst mit der Vorderradbremse und verlagerst das Gewicht nach vorn, bis das Hinterrad abhebt. Wichtig: Nicht zu abrupt bremsen – fang langsam an. Je besser du dein Gleichgewicht triffst, desto kontrollierter sieht es aus. Endos brauchst du später auch zum Umsetzen oder Kombinieren von Tricks.
3 Manual: Anders als beim Wheelie trittst du hier nicht in die Pedale. Du ziehst das Vorderrad hoch und balancierst auf dem Hinterrad. Der Körperschwerpunkt bleibt tief über dem Hinterrad. Ziel ist, so lange wie möglich das Gleichgewicht zu halten – perfekt fürs Körpergefühl und die Bike-Kontrolle.
Mein Tipp: Bau dir einen kleinen Übungsparcours – Bordsteinkanten, leere Getränkekisten, Kreidestriche. Trainier erst mit niedrigem Tempo. Und ganz wichtig: trag Helm und Handschuhe. Ich hab mir beim Üben vom Manual mal die Handfläche aufgerissen – nur, weil ich dachte, Handschuhe wären uncool.
Level Up – Techniken für Fortgeschrittene
Sobald du Bunny Hop, Endo und Manual halbwegs sicher draufhast, geht’s ans Eingemachte. Jetzt brauchst du vor allem eins: Timing und Kontrolle.
4 180° und Fakie: Beim 180 springst du mit deinem Bike eine halbe Drehung – also 180 Grad – und landest rückwärts. Danach rollst du im sogenannten Fakie zurück. Klingt simpel, ist es aber nicht. Wichtig ist, dass du die Drehung mit Kopf und Schultern einleitest. Springe mit beiden Rädern gleichzeitig ab (Bunny Hop-Basis) und zieh das Bike mit. Die Landung rückwärts ist ungewohnt – hier hilft Gefühl. Übe erst ohne kompletten Drehimpuls, nur leichtes Eindrehen plus Rückwärtsrollen.
5 Grinds: Du gleitest mit dem Peg (Metallstift an der Achse) an einer Kante oder einem Rail entlang. Für den Anfang reicht ein niedriger Bordstein oder ein Curb. Du fährst an, springst mit Bunny Hop auf das Hindernis und balancierst dein Gewicht so, dass der Peg greift – aber das Bike stabil bleibt. Mach nicht den Fehler und versuch direkt ein Rail – fang bodennah an. Klassiker zum Start: Feeble Grind (Vorderrad auf dem Hindernis, Hinterrad daneben).
6 No Footer: In der Luft beide Füße von den Pedalen nehmen – das braucht Überwindung. Der Trick funktioniert meist aus einem kleinen Sprung (Rampe oder Streetbump). Du ziehst ab, streckst die Beine seitlich oder nach vorne, und bringst sie beim Landen wieder exakt auf die Pedale zurück. Klingt einfach – ist es nicht. Fang mit kleinen Hüpfern an und mach erst einen „One Footer“, um ein Gefühl zu bekommen. Und ja: Pads und saubere Pedalen helfen, wenn’s mal schiefgeht.
Ich hab mir beim ersten 180 fast den Rücken verdreht, weil ich den Lenker nicht mitgenommen hab. Dreh dich immer komplett – Kopf, Schultern, Bike. Und: Wenn’s nicht läuft, zurück zu den Basics. Selbst Profis wiederholen stundenlang Manuals und Bunny Hops, um clean zu bleiben.
Für die Pros – High Risk, High Reward
Jetzt wird’s heftig. Diese Tricks sind nichts für Zwischendurch und sollten nur mit viel Kontrolle, idealerweise im Foam Pit oder mit Resi-Rampe, trainiert werden. Was zählt: Technik, Wiederholung – und ein gesunder Respekt vor der Schwerkraft.
7 Tailwhip: Der Klassiker im Park. Dabei lässt du das komplette Bike horizontal um dich herum rotieren, während du in der Luft bleibst. Der Ablauf: Abziehen, Beine leicht anziehen, mit dem hinteren Fuß die Bewegung einleiten, das Bike mit der Hüfte „werfen“ und mit der Handführung die Drehung kontrollieren. Die größte Challenge: das Timing beim Catch – du musst die Kurbel wieder unter die Füße kriegen, bevor du landest. Üben kannst du die Bewegung im Stand (Flat-Whips), mit Schaumstoffgrube oder sogar an der Schnur für die Lenkerhand.
8 Backflip: Mental eine echte Hürde. Technik kommt hier vor Mut. Wichtig ist ein sauberer Absprung mit Druck nach oben und gleichzeitigem aktiven Zurücklehnen. Der Blick geht über die Schulter nach hinten – nicht direkt nach unten! Der erste Versuch gehört in ein sicheres Setup (Foam Pit oder Airbag). Typischer Fehler: zu früh „ziehen“, ohne Höhe – das endet fast immer in der Unterrotation. Wenn du’s richtig machst, fühlt sich der Flip fast kontrollierter an als ein hoher Straight Jump.
9 Barspin: Du lässt den Lenker in der Luft einmal komplett rotieren – während du selbst stabil über dem Bike bleibst. Der Schlüssel liegt im Absprung: neutraler Bunny Hop oder kleiner Air, Hände locker, Oberkörper ruhig. Der Spin erfolgt oft „tossed“, also mit Schwungwurf, oder „bus driven“, bei dem du mit beiden Händen aktiv übergibst. Für den Einstieg lohnt ein Barspin-Trainer oder das Üben im Manual. Wichtig: Catch mit beiden Händen rechtzeitig vor der Landung – nie mit einer Hand greifen und die andere „suchen“.
Wenn du auf dem Level bist, wo du Barspin und Whip übst, brauchst du Geduld. Ich hab ein halbes Jahr gebraucht, bis mein Tailwhip wirklich sauber war – das war 90 % Fußarbeit und 10 % mentale Sperre. Tipp: Film dich selbst. Du erkennst deine Fehler sofort, z. B. falscher Winkel oder zu spätes Catching. Und hol dir Feedback von anderen Ridern im Park – hilft mehr als YouTube allein.
Flatland ist die hohe Schule der Bike-Kontrolle – keine Rampen, kein Speed, aber maximale Technik. Wenn du denkst, du hast dein Rad im Griff: Versuch mal einen **Decade** oder einen **Time Machine**. Hier zählen Balance, Körperspannung und Gefühl für den Sweet Spot.
10 Time Machine: Ein ikonischer Flatland-Move. Du rollst auf dem Vorderrad rückwärts, während du den Hinterbau mit einer Hand stabilisierst und dich mit dem anderen Bein abstößt. Die Balance ist brutal – am besten in Schritten üben: erst das Rollen auf dem Vorderrad rückwärts (Scuffing), dann die Gewichtsverlagerung und später die Freihandführung. Fußposition ist entscheidend, sonst kippst du nach außen weg.
11 Decade: Hier dreht sich dein Körper einmal komplett um das Bike herum – während das Rad auf dem Vorderrad steht. Du startest aus dem Hang-5 oder Steamroller, springst mit einem Bein über den Lenker und rotierst um das Steuerrohr. Timing, Griffkraft und saubere Rotation sind essenziell. Für die ersten Versuche: flache Turnmatte, Spotter oder weicher Boden.
12 Whiplash to Barspin: Kombitrick aus klassischem Whiplash (Bike schwingt um das Vorderrad) und einem anschließenden Barspin, bevor du wieder landest. Wichtig ist, dass du den Schwung aus der Whiplash-Bewegung direkt in die Lenkbewegung übernimmst – ohne Pause. Wer’s flüssig macht, bekommt Applaus – wer’s hektisch macht, landet auf der Seite.
Flatland ist für viele "nur rumstehen und drehen", aber es ist das Beste für Bike-Kontrolle. Ich nutze Flat-Tricks wie Steamroller oder Scuffing sogar zum Aufwärmen. Mein Tipp: Geh raus, fahr 20 Minuten auf leerem Asphalt, und probier jeden Trick in Zeitlupe. Weniger Speed, mehr Gefühl.
Halfpipe & Parcours – Die Spielplätze der Szene
Skateparks und Indoor-Hallen bieten dir die besten Trainingsbedingungen. Hier kannst du Rampen, Boxen und Quarterpipes ausnutzen, ohne dir Sorgen um den Belag machen zu müssen. Halfpipes erfordern Mut, aber auch Technik – Einfahren, Druck aufbauen, Schwung richtig einsetzen.
Auf Events wie den deutschen BMX-Meisterschaften kannst du dir viel abschauen und Profis live erleben.
Für grundlegende Techniken in Kurven und beim Sprungtraining lohnt auch ein Blick in unseren Artikel zur MTB Fahrtechnik.
BMX ist nicht gleich BMX – Die wichtigsten Disziplinen
BMX besteht aus mehreren Disziplinen, die sich im Stil, Untergrund und den Anforderungen deutlich unterscheiden:
Street: Fahren auf urbanem Terrain – Geländer, Treppen, Mauern. Kreativität und Kontrolle sind hier entscheidend.
Park: Typisch für Skateparks – Rampen, Quarterpipes, Boxen. Viel Airtime, flüssige Lines.
Dirt: Große, erdige Sprunghügel. Hier zählt Fluggefühl und Style, weniger Präzision.
Flatland: Extrem technische Tricks auf flacher Fläche – keine Sprünge, sondern Balance, Drehungen und Kreativität.
Vert: Fahren in Halfpipes mit hohen Airs. Nur was für sehr erfahrene Fahrer mit sicherem Gefühl in der Höhe.
BMX-Wettkämpfe & Szene – Zeig, was du kannst
Die BMX-Community lebt nicht nur vom Fahren, sondern auch vom Messen: In ganz Deutschland gibt es lokale Contests, Jam-Sessions oder auch größere Meisterschaften wie die deutschen BMX-Meisterschaften.
Bei Events wie den X-Games, Simple Session oder lokalen „Best Trick“-Contests geht’s um Style, Kreativität und Technik. Teilnehmen kannst du oft schon in Anfängerklassen – ideal, um reinzuschnuppern.
Auch online ist viel los: Auf Social Media starten regelmäßig Challenges, bei denen du Tricks zeigen und Feedback von anderen Ridern bekommen kannst.
BMX für Kinder – Früh übt sich
Schon Kinder ab 5–6 Jahren können mit dem BMX starten – natürlich mit einem passenden Bike. Diese sind kürzer, leichter und speziell auf kleinere Fahrer:innen abgestimmt. Wichtig ist, dass Helm und Protektoren immer getragen werden.
Viele Skateparks bieten spezielle Anfängerzeiten oder sogar Kindertrainings an. Der Spaß steht im Vordergrund – kleine Wellen fahren, Slalom um Kegel oder Balanceübungen machen Lust auf mehr und stärken das Selbstvertrauen.
Als Eltern solltest du auf einen tiefen Einstieg, rutschfeste Pedale und griffige Bremsen achten. Und: lieber im Skatepark mit anderen Kindern als alleine auf der Straße.
Unterschätzt, aber entscheidend: Sicherheit beim BMX
BMX macht nur Spaß, wenn du gesund bleibst. Dazu gehören nicht nur Helm und Protektoren, sondern auch Erste-Hilfe-Wissen. Ich hab immer ein kleines Set im Rucksack – Pflaster, Desinfektion, Kühlpads.
Eine gute Checkliste findest du hier: Erste-Hilfe-Tasche für Radtouren.
Und: Bevor du loslegst, checke die offiziellen BMX-Regeln – nicht nur für Wettbewerbe wichtig, sondern auch für Fairness und Sicherheit im Park.

Fazit: Jeder Trick beginnt mit dem ersten Push
Ob du gerade am Bunny Hop übst oder schon an den ersten Grinds dran bist – BMX lebt von Ausdauer, Kreativität und Spaß am Risiko. Vergiss dabei nie: Technik kommt vor Style. Und Sicherheit ist keine Nebensache, sondern Grundvoraussetzung.
Also: Bike checken, Helm schnappen und raus auf die nächste Rampe. Wir sehen uns im Park!
FAQ – Häufige Fragen zum BMX
Was ist der Unterschied zwischen Street und Park BMX?
Street BMX nutzt urbane Elemente wie Rails, Treppen und Mauern. Park BMX findet meist im Skatepark statt – mit Rampen, Boxen und Halfpipes.
Wie gefährlich ist BMX wirklich?
Wenn du ohne Schutzkleidung fährst: sehr. Mit Helm, Knieschonern und klugem Training ist das Risiko kalkulierbar.
Was kostet ein gutes Einsteiger-BMX?
Du bekommst brauchbare Einsteigermodelle ab 300–500 Euro. Achte auf Stahlrahmen, gute Lager und funktionierende Bremsen.
Wie lange dauert es, bis man den ersten Trick kann?
Das ist individuell – aber Bunny Hop und Manual sind mit 2–3 Wochen regelmäßigem Üben machbar.
Welche Schutzkleidung ist Pflicht?
Helm immer! Knieschoner, Handschuhe und ggf. Ellenbogenschutz sind dringend empfohlen – vor allem für Anfänger.